Nistplätze schützen

Wissenschaftliche Studien zeigen: Bartgeier reagieren empfindlich auf Störungen an ihren Horsten. Verlassen sie diese, können Eier und Küken schnell erfrieren. Ohne die Elterntiere drohen zudem Verluste durch Bruträuber wie den Kolkraben. Störungen zu einem späteren Zeitpunkt bergen das Risiko, dass Jungtiere den Horst zu früh verlassen. 

Der Schutz der Bruten ist eine Kernanliegen unserer Arbeit

Der Schutz der Brut gehört daher zu den Kernaufgaben unserer Arbeit. Unsere Regionalkoordinatoren überwachen gemeinsam mit der Wildhut und Freiwilligen alle Bruten und greifen ein, wenn Störungen auftreten. Wo nötig, setzen wir uns für Schutzzonen ein, damit Helikopterflüge, Freizeitsport und andere Störungen die Jungenaufzucht nicht gefährden. Dabei suchen wir stets das Gespräch mit allen Beteiligten, um auf die Problematik aufmerksam zu machen und freiwillige Lösungen zu erreichen.

Respektvolle Wildtierfotografie

Bartgeier faszinieren mit ihrer imposanten Erscheinung. Verständlich, dass viele Menschen diese eindrucksvollen Begegnungen festhalten möchten. Die zahlreichen Bilder, die wir erhalten, können auch unsere Arbeit unterstützen. Sie werben für die Bartgeier und liefern oft wertvolle Hinweise für unsere Überwachung. Solange mit der nötigen Vorsicht vorgegangen wird, schätzen wir daher die Bemühungen der Bartgeierfans, gute Aufnahmen zu machen. Allerdings ist dazu unbedingt erforderlich, dass die Vögel niemals angefüttert werden und der unbedingte Schutz der Horste respektiert wird. 

Unbekannte Störungen besonders problematisch

Brütende Bartgeier zeigen Stress durch Störungen oft nicht offensichtlich. Einige Paare brüten erfolgreich in der Nähe stark genutzter Infrastrukturen wie Passstrassen. Wenn menschliche Aktivitäten vorhersehbar sind, passen sich manche Brutpaare an. Doch belegen Reproduktionserfolge, dass unvorhersehbare Störungen in Horstnähe grosse Verluste verursachen. Eine spanische Arbeit zeigt, dass bereits bei einer Annäherung unter 500 Meter an die Horste sehr problematisch sein kann.

Zunehmende Probleme bei Horsten

Leider stellen wir in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme von Störungen durch Wildtierfotografen und -filmer fest, die sich Horsten annähern um möglichst gute Bilder vom Brutgeschehen machen und verbreiten zu können. Diese sind sich oftmals zu wenig bewusst, was für fatale Folgen ihre Aktivität haben kann. Im Gegenteil, vielfach möchten sie mit ihren Bildern auch zum Schutz der Bartgeier beitragen. 

Keine Horstbilder machen und verbreiten!

Um die Bruten des Bartgeiers zu schützen und keine falschen Anreize zu schaffen, veröffentlichen wir keine kritischen Bilder vom Brutgeschehen. Wir fordern zudem dazu auf, solche Bilder nicht weiterzuverbreiten und die Urheber auf dieses Problem hinzuweisen. Für den langfristigen Schutz der Bartgeier ist es entscheidend, dass die Öffentlichkeit versteht: Ihre Horste brauchen besonderen Schutz und müssen unbedingt vor Störungen bewahrt werden.

weitere Informationen

  • Arroyo, B. & M. Razin (2006). Effect of human activities on bearded vulture behaviour and breeding success in the French Pyrenees. Biological Conservation 128: 276-284 >>>
     

Aktuellste Beiträge

  • Weitere Auswilderungen ab 2026 geplant
    Die Wiederansiedlung der Bartgeier in den Alpen war bisher sehr erfolgreich. Doch für eine langfristig stabile Population braucht es weitere Massnahme...
  • Studie zeigt was Bartgeierbruten hilft
    Der Bestand der Bartgeier in den Alpen nimmt stetig zu. Doch das Wachstum variiert je nach Region. Eine neue Studie untersucht, welche Faktoren den Br...
  • Johannes im Klöntal
    Leider sind seit Anfang Januar keine neuen GPS-Daten vom Sender eingetroffen, den Johannes bei seiner zweiten Auswilderung erhalten hat. Da die GPS-Se...
  • Aurora fliegt nach Frankreich
    Das junge Weibchen Aurora hat den Winter in Frankreich verbracht. Von Mitte November bis Anfang Februar hielt es sich in der Region des Nationalparks ...
  • Gaia überwinterte in der Schweiz
    Gaia hatte bereits im August 2024 den Auswilderungsplatz in Melchsee-Frutt definitiv verlassen und sich damit der direkten Beobachtung entzogen. Doch ...
  • Paradiso ziehts nach Osten
    Das Männchen Paradiso, das wir im letzten Sommer zusammen mit  Aurora und Gaia  auswildern konnten, hat schon früh längere Erkundungsflüge u...
  • Schils über 10 Jahre mit Sender
    Die Auswilderung von Schils erfolgte im Jahr 2014 im St. Gallischen Calfeisental. In besonderer Erinnerung bleibt uns der Ausflug, der Schils bis nach...
  • Nistplätze schützen
    Wissenschaftliche Studien zeigen: Bartgeier reagieren empfindlich auf Störungen an ihren Horsten. Verlassen sie diese, können Eier und Küken schnell e...